Geschichten haben mich immer interessiert –
Literatur erst spät

In der Schule liebte ich freie ‚Aufsatzformen‘, in denen man erzählen und fabulieren konnte, wie einem der Schnabel gewachsen war. Die Spannung verlor das Lesen für mich jedoch, solange nur trockene Berichte und derlei eine Rolle spielten. Erst in der Oberstufe konnte ich mich Büchern wieder zuwenden.

Ich erkannte, dass Literatur die Fähigkeit besitzt, nie alt zu werden. Denn bei jedem erneuten Lesen einer guten Geschichte, gibt der Text neue Impulse und man verliert sich in zuvor unbemerkten Details. In Literatur liest man deshalb immer auch etwas über sich selbst.


Startschwierigkeit: Theater

Gerade weil ich wieder so viel Spaß am Lesen gefunden hatte, wollte ich auch das Theater – also gelebte Texte – lieben. Tja, leider war der Anfang für mich ziemlich holprig!

Unser Deutschlehrer war durch und durch Theaterfan, er unterrichtete sogar einen Dramaturgiekurs und schleppte uns regelmäßig in Vorstellungen. Eigentlich eine gute Voraussetzung – aber für mich wirkten sie immer, als würde ich dieselbe Inszenierung wieder und wieder – vielleicht mit leicht verändertem Text oder Kostüm – aber doch gleich erleben. Begeisterung: Fehlanzeige!
Erst spät im Studium lernte ich Theater ganz neu kennen.


Kaleidoskopische Kulissen

Ich habe Bühnen gesehen, die vielerlei Dimensionen erweitert und Grenzen gesprengt haben; Stories, die mich noch lange beschäftigt haben und Stoffe, die schon an der Garderobe wieder vergessen waren. Ich wurde ‚Opfer‘ von Publikumsinteraktionen und lernte irgendwann – der Nacktheit von Schauspielenden gezwungenermaßen ausgesetzt –, sie zu ertragen. Selten sie angenehm zu finden, wenn sie ein ästhetisches Moment kreieren. Und ich erlebte, dass nicht zuletzt Kreischen eine Sprache ist, die der schrillste Ton genauso ‚flüssig‘ wie ein Schweigen beherrschen kann.

Geschichten

Foto von Francesco Ungaro (Pexels)

Theater – egal, ob man die Inszenierung gut oder schlecht, unterhaltsam, langweilig oder erschreckend findet, sie hasst oder liebt – erzeugt starke Gefühle. Denn in jeder Vorstellung wird das Publikum zum Teil der Vorführung. Und was auf der Bühne passiert, besitzt eine eigene Wahrheit, die körperlich wird.

Solche herausragenden Ereignisse bildet Kunst, dabei sind die Formen – ob Theater oder Film, Buch, Bild oder Büste – für mich nur verschiedene Ausprägungen. Unterschiedliche Formen erzählen unterschiedliche Geschichten, das macht das eine Genre nicht stärker und eine andere Form nicht unerheblicher. Kunst ist besonders!

Liebe Grüße
Tanja